Aufpeppen eines scheinbar langweiligen Sonntagsausflugs

Sonntagsausflug in ein Bergdorf. Klingt für Kids äußerst öde. OK, wir haben die Kritik ernstgenommen, haben motiviert und sind trotzdem nach Bonnieux im Luberon gefahren. Der Weg dorthin war etwas kurvig, was nicht jeder unbedingt verträgt, auch die Serpentinen hoch in das schöne Bergdorf muss man fahren bzw. als Beifahrer ertragen können. Erstaunlich waren die vielen Radfahrer, die sich ebenfalls tapfer den Berg hinauf begaben.

Die Gassen von Bonnieux sind typisch für ein provencalisches Bergdorf recht eng, man überwindet auf kurze Distanz einige Höhenmeter, es gibt viele Einbahnstraßen, zum Teil auch Ampeln, sodass der Verkehr an Engpässen geregelt wird. Dies war vor ca. 20 Jahren noch nicht so, auch gab es damals nicht viele Bistrots und Restaurants. Der Ort ist zum Glück weiterhin nicht sonderlich touristisch, obwohl hier der Kinofilm Swimming Pool gedreht worden ist. So sind die Boutiquen auch sonntags geschlossen.

Da wir zur Mittagsessenszeit angekommen sind, haben wir uns zunächst im Bistrot Le Terrail einen schönen Tisch mit Aussicht aufs Tal und den Mont Ventoux gesucht. Die Speisekarte ist klasse, es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Es gibt auch eine Tageskarte, die am Eingang steht und dann vom Kellner netterweise noch einmal wiederholt wird. Da es ein extrem heißer Tag war, habe ich mich für Melonen mit Schinken von der Tageskarte entschieden, mein Mann und unser Sohn wählten jeweils einen Fisch mit Reis und Ratatouille, die Mädels teilten sich eine Wurstplatte. Bereits bei der Bestellung fragte die Kellnerin, ob die Platte nicht vielleicht zu groß sei. Wir wunderten uns, aber tatsächlich: Die Platte war riesig. Wir naschten alle am Ende noch gemeinsam davon. Schön war, dass sie eine Mischung aus regionalen Wurstwaren und erwarteten Wurstenwaren wie Paraschinken enthielt, garniert mit verschiedenen Naschereien wie eingelegten, getrockneten Tomaten und Gurken. Brot wurde unaufgefordert nachgereicht. Auch lecker war, dass die Saucen der beiden Fischgerichte vollständig unterschiedlich waren: Vanille-Sahne-Sauce und eine Zitronen-Sahne-Sauce.

Dann ging es endlich auf Entdeckungstour: Wir besichtigten die Kirche im Tal, die aus Spendengeldern gebaut worden war. Diese „neue“ Kirche soll vor allem gebaut worden sein, weil die alte Kirche auf dem Berg so schwer zugänglich ist. Interessant: Die Spender sind mit gespendetem Betrag rechts neben dem Altarraum gerahmt aufgelistet. Soviel zu Datenschutz in der damaligen Zeit und selbstlosen Spendern 😉

Wer eine örtliche Toilette sucht, findet diese auf dem Weg vom Bistrot zur Kirche.

Wir umrundeten dann das Dorf, gingen in Gängen unter Häusern hindurch, gingen steile Stiegen hoch, bis zur höchsten Stelle und serpentinenartige Wege wieder runter. Es war recht anstrengend bei der Hitze, aber die Brunnen auf dem Weg ludten zum Kühlen ein.

Auch ein Halt in der Eisdiele Les Glaces du Tinel mit Plätzen unter einem grünen Blätterdach lud zum Verweilen ein. Die Besitzer sind sehr kinderfreundlich, das Eis ist selbstgemacht und vor allem lecker. Eine echte Empfehlung!

Wer sich die „alte“ Kirche auf dem Berg von innen anschauen möchte, muss wissen, dass um eine Spende für die Besichtigung der Kirche gebeten wird. Bei uns saß der Pfarrer und ein Mitglied aus der Gemeinde daneben und schienen das Prozedere zu überwachen. Ich fand dies recht skuriel, wir hilten uns trotzdem an die Bitte.

Schön ist es, auch noch um die Kirche herum ans Ende der Bergspitze zu gehen. Man findet ein kleines Sammelsurium an kleinem Gebauten vor, was ich neben dem Ausblick, der sich einem von dort bietet, recht interessant fand:

Wer mit Kleinkindern unterwegs ist, für den lohnt sich ebenfalls der Gang um die Kirche. Man findet eine ummauerte Picknickwiese mit Sitzmöglichkeiten und Tischen vor. Ich würde dann den Bistrot Besuch weglassen und vielmehr oben auf dem Berg picknicken und kleineres Spielzeug mitschleppen, sodass die Kids auf der Wiese spielen können und sich die Erwachsenen vielleicht doch mal kurz in Ruhe unterhalten können. Ein Versuch wäte es mir jefenfalls wert 😉

Letztendlich fanden es die Kinder doch nicht so schimm und bewerteten den Tag sogar als „schön“. (yeah!)